Manchmal glaube ich, daß Fußball-Funktionäre bei Amtsantritt eine kleine Fibel geschenkt bekommen. Mit dem sperrigen Titel „500 Plattitüden, mit denen man in der Öffentlichkeit nicht anecken kann“. Geschrieben von P. Latt und L. Angweilig.
So konnte man auch am Wochenende wieder erleben, wie sich ein Funktionär, gefragt nach einem möglichen Neuzugang, vor der Kamera wand. „Ich kommentiere grundsätzlich keine Spieler, die bei anderen Klubs unter Vertrag stehen“ (obige Fibel, Kapitel 12 „Über Neuzugänge“). Oder: „Wir verkünden etwas, wenn es etwas zu verkünden gibt“ (Fibel, Kapitel 12, Joker-Antwort).
Nun ist es natürlich nicht leicht, Statements in der Öffentlichkeit zu geben, oft dazu auch unter Emotionen. Aber für hochbezahlte Fußball-Funktionäre gehört so etwas zur Job-Beschreibung. Das muß er drauf haben. Das ist täglich Brot.
Zumal sie so etwas wie die Außenminister der Vereine sind. Und somit auch zuständig für die Außendarstellung.
Fußball ist dennoch keine Politik, sondern Unterhaltung. Und sollte auch nicht so bierernst rüberkommen. Mit anderen Worten: Von Personen, die ein sechsstelliges Jahresgehalt verdienen, erwarte ich, daß sie rhetorisch top geschult sind. Und wer es nicht ist, sollte dies nachholen.
Beim obigen Beispiel wirkte das Ganze auch deswegen so peinlich, weil der eigene Trainer, zum gleichen Vorgang gefragt, nur eine Minute später munter drauf los plauderte. Man stehe mit dem Spieler in Kontakt, sagte dieser. Und daß man froh wäre, sollte es klappen. Wenigstens absprechen können hätten die beiden sich. Aber das stand wohl nicht in der Fibel.