Wie alles auf der Welt, so wandelt sich auch der Sportjournalismus stetig. Das liegt natürlich an den Rahmenbedingungen. Verlage kämpfen ums finanzielle Überleben, das Internet funktioniert in Echtzeit und jeder kann via Twitter und Co. Gerüchte verbreiten.
Ich bin weit davon entfernt zu sagen: „früher war alles besser“, denn auch zu meiner aktiven Journalisten-Zeit (ein gutes Lebensdrittel her) gab es sorgfältige und skrupellose Vertreter ihrer Zunft.
Was mich aber wirklich am heutigen Sportjournalismus nervt, ist die Sache mit den Fragezeichen in der Überschrift. Will Lewandowski weg? Ist Rose noch der Richtige? Spielt Schalke Samstag mit elf Mann?
Ein ehemaliger Chef von mir hat immer gefordert: „Du sollst als Journalist keine Fragen stellen, du sollst Fragen beantworten.“ Diese Maxime halte ich heute noch für richtig. Steht ein Fragezeichen in der Überschrift, weiß ich, daß der Autor spekuliert. Was habe ich als Rezipient von Spekulationen? Sie sind nichts weiter als umgangssprachlich „Tratsch“. Und Tratsch habe ich schon immer gehasst.
Das Gleiche gilt für den kleinen Bruder des Fragezeichens, das Wörtchen „wohl“. Überschriften à la: „Hertha in Augsburg wohl mit Hosen an“ zeigen deutlich, daß es der Autor nicht genau weiß. Er glaubt nur, daß es so sein könnte.
Das ist mit ehrlich gesagt zu wenig. Deshalb lese ich derlei Berichte, die mittlerweile ziemlich oft anzutreffen sind, überhaupt nicht. Wenn ich von vornherein weiß, daß hier nur getratscht wird, bin ich raus. Denn auf Tratsch zu hören ist verlorene Lebenszeit.