Das letzte EM-Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn soll für politischen Protest genutzt werden. Da die Regierung um Ungarns Ministerpräsidenten Orbán den Lehrern verboten hat, in der Schule auf die Normalität von Homosexualität hinzuweisen, möchte der Münchner Stadtrat die Allianz-Arena in Regenbogenfarben erstrahlen lassen. Diese Farben sind das Symbol für Vielfalt und Toleranz.
Das kann man natürlich machen. Niemand würde ernsthaft die Richtigkeit von Toleranz und Vielfalt in Frage stellen. Problematisch wird Politisierung nur im Rahmen von sportlichen Großveranstaltungen.
Schon die Gladiatoren-Wettkämpfe im antiken Rom verfolgten ausschließlich politische Zwecke. Brot und Spiele zur Narkotisierung des Volkes. In Deutschland waren es die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, die die Überlegenheit des Nazi-Regimes und der nordischen Rasse demonstrieren sollte (dumm nur, daß mit Jesse Owens der größte Star der Spiele nicht der erhofften Norm entsprach). Beides eher abstoßende Spiele.
Es macht also insgesamt Sinn, Politik und Sport voneinander zu lösen. Was schwer genug ist. Veranstaltungen wie Olympia, WM und Co. sind mittlerweile die größten Events in puncto Völkerverständigung auf der Welt. Oft genug treffen hier Athleten aufeinander, die aus verfeindeten Ländern kommen, sich aber gegenseitigen Respekt zollen und damit echte Friedensbotschafter sind.
So berechtigt auch die Absicht der Münchner Politiker sein mag. Sie würden sich empören, wenn totalitäre Regimes ebenfalls ihre politischen Botschaften im Sport, hier Fußball, ausbreiten würden. Es sollte ein No-Go bleiben – für alle.
Und noch ein Letztes: Das nächste Großevent im Fußball findet in Katar statt. Einem Land, in dem Homosexuelle ganz andere Probleme haben wie in Ungarn. Wo blieben da die Proteste deutscher Politiker?