Früher nannte man sie etwas sperrig „Übungsleiter“. Später setzte sich das neutrale „Trainer“ durch. Logisch. Im Profi- wie im Amateurfussball trainiert der Trainer eine Mannschaft.
Ist diese Bezeichnung noch zeitgemäß? Nein. Der heutige Proficoach ist viel mehr als ein Übungsleiter oder ein Trainer. Er ist ein Dirigent. Und so, wie ein Orchester nur zur Vollendung findet, wenn der Dirigent den richtigen Takt, die menschliche Größe, das Gefühl für die perfekte Zusammensetzung und das umgebende Ambiente in sich vereint, so hat auch ein Fußball-Trainer nur Erfolg, wenn er neben den Spielern auch den sogenannten „Staff“ zur Höchstleistung treibt und im ganzen Verein eine Basis für den maximalen Erfolg legt.
Mit der Ausweitung des Mitarbeiterstabes, Co-Trainer, TW-Trainer, Physios, Mentalcoaches etc., wuchs auch die Verantwortung der Trainer. Nicht umsonst heißen diese in England längst „manager“.
Den passenden Trainer für einen Verein zu finden, ist also gar nicht so einfach. Zumal auch persönliche Eitelkeiten innerhalb eines Clubs erschwerend hinzukommen. Ist der Trainer ein Teamplayer? Verlangt er die totale Kontrolle? Legt er sich mit wichtigen Mitarbeitern an? Bedient er die Presse im Sinne des Vereins? Kann er mit den Stars? Fördert er Jugendspieler? Ist er taktisch flexibel? Verinnerlicht er die Region und die Vereins-DNA? Ist er stressresistent?
Der Trainerjob verlangt den Protagonisten mittlerweile Enormes ab. 16-Stunden-Tage sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Arbeiten unter dem ständigen Brennglas der Öffentlichkeit und mit den Kommentaren von 80 Millionen Hobbytrainern. 180 Puls an der Seitenlinie. Und oft genug entscheiden auf dem Feld nur zufällige Kleinigkeiten über Erfolg und Misserfolg.
Nimmt man all dies zusammen, so wundert es nicht, dass erfolgreiche Trainer mittlerweile den Status von „Stars“ besitzen. Und entsprechend gehandelt werden. Erst vor wenigen Tagen zahlte Bayern München für Julian Nagelsmann eine zweistellige Millionensumme als Ablöse an RB Leipzig. Weil Ausnahmekönner wie Nagelsmann rar gesät sind.
Längst gibt es daher auch einen Markt für Trainerberater. Deren Anforderungsprofil sich deutlich von den Spielerberatern unterscheidet. Sie sollten alles abdecken, was der moderne Trainer oder „manager“ braucht. Kontakte, Verständnis für die aufreibende Arbeit des Klienten, fußballerischen Sachverstand, tiefe Kontakte in die Medien, Verständnis für mediale Zusammenhänge und nicht zuletzt Fähigkeiten als Mediator.
Der Fan wird sich daran gewöhnen müssen, dass Trainer eine immer größere Rolle im Fußball spielen. Und daher ihre Karriere auch selbst in die Hand nehmen. Mit schwindender Glaubwürdigkeit – wie oftmals kritisiert – hat das wenig zu tun. Es ist einfach eine logische Entwicklung.