Verträge im Fußball sind mittlerweile sehr komplex und äußerst kompliziert. Sie beinhalten zum Beispiel Laufzeit, Grundgehalt, Optionen, Bonuszahlungen, Prämien und häufig auch Ausstiegsklauseln. Erst jüngst machte der Leipziger Innenverteidiger Dayot Upamecano von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch. Er wird im Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme von RB Leipzig zum FC Bayern München wechseln. Ein ganz normaler Vorgang also. Was bei Spielern längst Usus ist, erfreut sich neuerdings auch bei Trainern großer Beliebtheit. Prominentestes Beispiel ist Marco Rose. Nach zwei Jahren als Trainer von Borussia Mönchengladbach zieht Rose seine vertraglich verankerte Ausstiegsklausel und übernimmt im Sommer Borussia Dortmund. Hätte Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl dieser Klausel nicht zugestimmt, hätte er Marco Rose damals nicht bekommen.
Nur am Rande: Welche Auswirkungen die Verkündigung und die Begleitumstände des Rose-Abgangs mit sich bringen, zeigt ein Blick auf die aktuellen Ergebnisse der Fohlen. Scheinbar sitzt der Schock ziemlich tief, aber das ist ein anderes Thema. Seit mehr als zwei Jahren beschäftige ich mich mit talentierten Trainern und begleite sie auf ihrem Karriereweg, auch bezüglich der Vertragsgestaltung. Mich interessiert in dem Zusammengang, was eine Ausstiegsklausel über einen Trainer aussagt und welches Signal ein Trainer an den Verein sendet, der sich eine solche Klausel in sein Arbeitspapier schreiben lässt?
Für mich hat ein Trainer eine gewisse Vorbildfunktion. Diese Vorbildfunktion bedeutet auch, dass ich nicht beim nächstbesten Angebot dem Verein den Rücken kehre. Wie will ich als Trainer potentielle Neuzugänge davon überzeugen, meine Mannschaft zu verstärken und gemeinsam etwas aufzubauen, wenn ich selber auf dem Sprung stehe? Glaubwürdigkeit bleibt dabei auf der Strecke. Idealerweise prägt ein Trainer eine über Jahre dauernde Ära. Mir fällt aktuell nur der SC Freiburg mit Christian Streich ein, wo nachhaltig und langfristig gearbeitet wird und dazu noch erfolgreich. Natürlich weiß ich, dass die Halbwertszeit eines Trainers bei aktuell 1,1 Jahren liegt. Zu schnell verlieren Vereinsverantwortliche die Nerven und wechseln die Pferde – Nachhaltigkeit Fehlanzeige. Die Klubs werden getrieben von der Sehnsucht nach Erfolg oder der Angst eines drohenden Abstiegs.
Erst am vergangenen Wochenende hat sich das Tabellenschlusslicht FC Schalke 04 vom vierten Trainer der laufenden Saison getrennt, unabhängig von Laufzeit oder gar einer Ausstiegsklausel. Ich bleibe dabei: Eine Ausstiegsklausel in Trainerverträgen hat für mich immer ein Geschmäckle und ich werde jedem unserer Trainer davon abraten. Am Ende entscheidet allerdings der Coach.