Manchmal sind Journalisten wie Raubtiere. Dieses grausame Bild benutze ich bewusst. Denn ähnlich wie Raubtiere stürzen sie sich ohne Rücksicht auf Verluste auf ein Thema und wollen es ausweiden. Und ähnlich wie Raubtiere verlassen sie sich dabei ganz auf ihren Instinkt. Das Gehirn wird ausgeschaltet. Wobei wir beim Thema Youssoufa Moukoko wären. Der 16jährige Stürmer von Borussia Dortmund ist schon seit einigen Jahren ein großes Thema. Spielt Jugendfußball in der täglichen Berichterstattung eine eher untergeordnete Rolle (wohlwollend betrachtet), war der minderjährige Moukoko beinahe täglich in den Medien. Kein Superlativ war zu viel für ihn. Geschrieben oft genug von Journalisten, die ihn nicht mal haben spielen sehen.
Moukoko ist ein Klickzahlen-Garant geworden. Und somit ein Selbstläufer für die Journalisten. In der Vorberichterstattung zum Spiel darf die Sky-Reporterin natürlich nicht vergessen zu fragen, warum er nicht in der Startelf steht. Der Kommentator hat sich beim Auswärtsspiel der Borussia in Frankfurt in gewohnter Manier gar nicht mehr beruhigen können, als der Junioren-Nationalspieler eingewechselt wurde. Ebenso verhielt es sich beim Champions League-Auftritt in Petersburg. Moukokos Vorname ist längst „Supertalent“ oder „Wunderkind“. Die BILD bezeichnete ihn unlängst als „Jahrhunderttalent“. Jeder versucht so sein Stück vom Kuchen des 16jährigen abzubekommen. Jeder noch so abstruse Spin ist dabei recht. Wie ein 16jähriger und sein Umfeld das verkraften? Egal. Denn sollte er fallen, gibt es wieder Schlagzeilen. Wer mit der Presse nach oben fährt, darf sich nicht beschweren, wenn sie ihn auch nach unten begleitet. Nur was ist, wenn man gar nicht mitfahren will?
Journalisten tragen Verantwortung. Gerade auch für Minderjährige. Es gibt sicher einige unter ihnen, die dieser Verantwortung auch gerecht werden. Die anderen, die, die den Spieler nur zur eigenen Profilierung benutzen, haben den Raubtiere-Vergleich verdient. Wobei sie eigentlich noch schlimmer sind, denn Raubtiere agieren nicht moralisch verwerflich.
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