Eigentlich mag ich keine Ferndiagnosen. Aber in diesem Fall sind die Zutaten so eindeutig, dass man sie auch aus der Ferne beurteilen kann. Bayern München hat sein Angebot zur Vertragsverlängerung mit David Alaba zurückgezogen. Es gäbe kein Angebot mehr, sagte Bayerns Vorstandschef Herbert Hainer. Damit ist klar, dass Bayern München das Heft des Handelns in der Hand behalten möchte. Und es ist klar, dass sich Alabas Berater Pinhas Zahavi, zumindest was die Münchner anbetrifft, verzockt hat. Als Berater sollte man immer wissen, wie weit man gehen darf. Und damit meine ich nicht nur eine mögliche Gehaltsgrenze. Auch massive atmosphärische Differenzen, die sich auf die gesamte Vertragslaufzeit auswirken können, sollten vermieden werden. Ich weiß, dass viele Berater sich rühmen, das Maximale aus den Vertragsverhandlungen rausgeholt zu haben. Aber die langfristigen Auswirkungen einer solchen Zockerei – die oft genug auch öffentlich ausgetragen wird – sind oft deutlich verheerender als der kurzfristige Triumph. Deshalb zeichnet sich ein Top-Berater meiner Meinung nach auch durch Augenmaß aus. Pinhas Zahavi wurde in Deutschlands Medien als Top-Berater verkauft. Mag sein, dass er exzellente Kontakte zu den großen Klubs hat. Seine offensichtliche Strategie allerdings ist aus der Zeit gefallen. Pokern um jeden Preis ist gerade in Corona-Zeiten nicht angesagt. Und ganz ehrlich: ob ein Spieler nun 15 Millionen oder 20 Millionen € im Jahr verdient, merkt er am Ende nicht einmal selbst. Hier geht es nur um Eitelkeiten. Vielleicht findet David Alaba einen Verein, der ihm das gewünschte Geld bezahlt. Vielleicht wird Herr Zahavi dies als Erfolg verkaufen. Aber eines ist dann nicht mehr wegzudiskutieren: Der Berater hat die Reputation des Spielers verkauft. Und dieser Preis wäre mir zu hoch.
#takingcareoffootball