Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde ich von diversen Medien gefragt, wie sich dieser Ausnahmezustand und die damit verbundenen Mindereinnahmen auf den Transfermarkt auswirken wird. Auch ohne die berühmte Glaskugel „orakelte“ ich, daß die 1. und 2. Bundesliga vermehrt Spieler leihen wird. So ist es gekommen.
Die finanziell besser dastehenden Klubs haben darüber hinaus ein lukrativeres Geschäftsmodell entwickelt: hochtalentierte 16-jährige aus England verpflichten. Dabei nutzt vor allem Borussia Dortmund eine große Schwäche des englischen Verbandes, der FA.
In England werden seit Jahren sogenannte Unterschiedsspieler in Reihe ausgebildet. Das Nachwuchssystem auf der Insel ist neben dem der Franzosen das Maß aller Dinge. Doch während die englischen Klubs ihren Top-Talenten erst mit dem 16. Geburtstag einen Fördervertrag anbieten dürfen, ist das in Deutschland schon zu Beginn des Jahres, in dem der 16. Geburtstag stattfindet, erlaubt. Das gibt den deutschen Klubs je nach Geburtsdatum des Talentes einen Vorsprung von bis zu einem Jahr.
Darüber hinaus – und das ist vielleicht noch entscheidender – müssen die deutschen Vereine für diese Spieler nur eine geringe Ausbildungsentschädigung zahlen. In England hingegen entscheidet eine eigens geschaffene Kommission der FA darüber, welcher Wert dem Talent zugemessen wird. Das kann gerne schon mehrere Millionen Pfund sein – Geld, daß sich die jungen Spieler und deren Berater lieber selbst einstreichen.
So kommt es, daß ein 16-Jähriger Jamie Bynoe-Gittens von ManCity zum BVB wechselt. Auch Jadon Sancho hatte bei den SkyBlues seinerzeit einen auslaufenden Vertrag.
Die Premier League hat bis jetzt nichts gegen den eigenen Wettbewerbs-Nachteil unternommen – zum Leidwesen der englischen Klubs. Der bevorstehende Brexit allerdings könnte Abhilfe schaffen: Dann dürften englische Spieler erst ab 18 Jahren ins Ausland wechseln.
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