Es gibt mich im Fußball zweimal. Zum einen ist der Fußball mein Job, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Ich vermittle zwischen Spielern und Vereinen, ich betreue junge Profis, ich mache Pressearbeit, entwickle Strategien, verknüpfe handelnde Personen. Ich bin aber auch Fan. Fan des Fußballspiels an sich. Und Fan eines Vereins. Borussia Dortmund. Und als Fan habe ich mit meinem Herzensklub immer größere Probleme. Keine „Echte Liebe“ mehr, eher käufliche. In diesen Tagen überschlagen sich die Medien mit Lobeshymnen. So viele Top-Talente haben die Dortmunder in ihren Reihen: Haaland, Reyna, Sancho und Co. verzücken Presse und Fans gleichermaßen. 500 Millionen € seien diese Juwelen bald wert, mutmaßte jüngst der Chefredakteur von transfermarkt.de. Phantastische Aussichten. Wirklich? Bei mir bleibt ein bitterer Beigeschmack, der immer spürbarer wird. Immer jünger werden die Spieler, die gekauft werden. Ausschließlich mit der Aussicht auf Rendite. Spieler aus der Region sind längst nicht mehr dabei. Um mit den ganz großen Vereinen mitspielen zu können, hat der BVB dieses Roll-on-System zur Perfektion gebracht. Jung und „günstig“ einkaufen, teuer verkaufen um damit die hohen Gehälter und Provisionen zu finanzieren. Bei den Ausgaben für Spielerberater ist Borussia Dortmund längst Deutscher Meister. „Echte Liebe“ ist der Vereinsslogan und es ist die eigentliche Meisterschaft des einstigen Malocherklubs, kühl kalkuliertes wirtschaftliches Handeln dem treuen Publikum als solche zu verkaufen. Die Identität des BVB ist längst eine andere. Der Profi in mir bewundert die Vorgehensweise der Verantwortlichen, die es im harten Verdrängungswettbewerb des Spitzenfußballs immer wieder schaffen, junge Klassespieler an die Strobelallee zu lotsen und Transfererlöse zu erzielen. Der Fan hingegen hat eine Träne im Auge. Die Identifikation mit „meinem“ BVB ist verschwunden. Themen wie Nachhaltigkeit und Regionalität sind nur noch in Spurenelementen vorhanden. Eigentlich werden sie nur noch von den Fans abgebildet. Aber was ich dem BVB wirklich übel nehme, ist der Verlust des Schmerzes. Habe ich früher wie ein Hund gelitten, wenn „meine Borussia“ gegen Fortuna Düsseldorf oder noch schlimmer, Schalke verlor, so berührt es mich heute kaum noch. Ebenso wie die jungen Akteure auf dem Rasen, die ihre Zukunft eh ganz woanders sehen. So wie Borussia Dortmund agiert, mit wenigen Ausnahmen, mittlerweile die gesamte Liga. Immer weniger deutsche Spieler kommen zum Einsatz, immer wichtiger wird die Rendite aus Verkäufen. Manager definieren sich über Transfererlöse. Der Fan in mir möchte nicht glauben, daß das alles ist, was im Profifußball zählt.
#takingcareoffootball