Thomas Müller vom FC Bayern München hat es in einem Interview gesagt. Es sei „schon ein bisschen paradox“, als Profi auf der einen Seite auf Gehalt zu verzichten, wenn auf der anderen Seite der eigene Verein über Millionentransfers im Sommer nachdenkt.
Natürlich hat die Spieler diese Frage beschäftigt, bevor sie auf ihr Gehalt verzichteten. Diese Frage wurde auch von „meinen“ Spielern an mich gestellt. Die Profis wollen dem Verein helfen, ein Zeichen der Solidarität setzen und explizit auch die Mitarbeiter der Vereine vor Kündigung schützen. Sie wollen aber nicht, daß ihr Geld zweckentfremdet wird.
Und so haben wir tatsächlich jetzt ein Parodoxon. Auf der einen Seite entlassen Bundesligaclubs 400-Euro-Mitarbeiter, denen neben dem Geld vermutlich auch die Aufgabe im Verein sehr viel bedeutet, auf anderen Seite suchen dieselben Führungskräfte, die für diese Entlassungen verantwortlich sind, Neuzugänge für die kommende Saison.
Das zeigt zwei Dinge: Das Zögern der Profis beim Thema Gehaltsverzicht ist nicht unbegründet. Es ist schwer vermittelbar, daß von dem Geld, auf das ein Spieler verzichtet, ein direkter Konkurrent verpflichtet wird. Das möge sich jeder einmal bei seinem eigenen Arbeitgeber vorstellen. Zudem sehen die Spieler, daß „ihr“ Geld eben nicht zum Schutz der Vereinsmitarbeiter eingesetzt wird.
Zum anderen zeigt es den riesigen Druck, dem die Verantwortlichen der Vereine ausgesetzt sind. Maximales finanzielles Risiko zu gehen, um die sportlichen Ziele zu erreichen. Dafür müssen dann auch schon mal die Geringverdiener dran glauben.
Das macht wenig Hoffnung, daß sich durch die Coronakrise mittelfristig am Profifußball etwas ändert. Und es macht zudem deutlich, daß einige Vereine in Sachen Kommunikation auf Kreisliganiveau agieren. Wenn überhaupt.
#takingcareoffootball