Die Medienlandschaft hat sich in den vergangenen Jahren rasant verändert. Der klassische Zeitungsleser beispielsweise stirbt aus. Abzulesen ist das an den sinkenden Auflagen, die nahezu jede Publikation betreffen. Die Gründe möchte ich nur anreißen. Das Internet und damit folgend die sogenannten Sozialen Netzwerke haben den Niedergang eingeleitet. Nachrichten stehen plötzlich weltweit in sekundenschnelle zur Verfügung. Die klassische Zeitung sieht dadurch im wahrsten Sinne des Wortes alt aus.
Das setzt die Medienmacher unter Druck, denn plötzlich ist auch der private Twitterer ein Konkurrent. Die Redaktionen mussten sich umstellen. Jede Zeitung, die etwas auf sich hält, publiziert auch eine Online-Ausgabe. Dadurch spielt die Geschwindigkeit der Nachrichtenübermittlung die Hauptrolle, nicht mehr die Genauigkeit. Zudem ist die Konkurrenz ungleich größer geworden.
Um aber weiterhin Relevanz und Klicks (für die Werbekunden) zu generieren, haben sich viele Medien etwas Geniales einfallen lassen. Sie machen sich ihre Nachrichten selbst. Durch sogenannte Experten.
So kommen in unserer Branche Fußballer und Funktionäre zu Wort, die nach ihrer aktiven Karriere nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen konnten und Angst haben mussten, in Vergessenheit zu geraten. Und diese wissen: Je plakativer und provokanter sie ihre Meinung äußern, desto mehr werden sie gebucht und desto üppiger ist ihre Bezahlung. Für die Medien bedeuten die Sprüche dieser „Experten“ Schlagzeilen, die sie auf Twitter, Instagram und Co. genüsslich weiter verbreiten. Ein Perpetuum Mobile sozusagen.
Wen kümmert es dabei schon, daß diese neu geschaffenen „Instanzen“ im Grunde über nicht mehr Informationen verfügen als der interessierte Fan? Laut und schrill muß es sein. Schlagzeilen müssen produziert werden.
Dabei gibt es echte Fußball-Experten. Die sitzen in den Scouting- und Analyseabteilungen der Klubs. Sie reisen durch die ganze Welt, beobachten professionell Spieler, Spiele und Trainer. Sie füttern Datenbanken und ihre sportlichen Leiter mit relevanten Informationen.
Diese Experten sind die Erfolgsgaranten der Klubs. Je besser sie arbeiten, desto besser der jeweilige Kader. Die Jagd nach diesen Experten hinter den Kulissen der Vereine ist mittlerweile genauso wichtig wie die Jagd nach Talenten.
Die oben genannten Dampfplauderer haben im Grunde für den Fußball keinerlei Mehrwert. Nur selten warten sie mit überraschenden Informationen auf. Daher werden sie hinter vorgehaltener Hand oft genug belächelt. Sie dienen einzig und allein der Unterhaltung. Wie Narren. Es ist wie im echten Leben: Diejenigen, die wirklich systemrelevant sind, kommen in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich zu kurz. Die anderen braucht ehrlich gesagt kein Mensch.