„Sie gieriges Stück Scheisse“. So kann ein Morgen beginnen, dachte ich. Und: Immerhin hat er dich gesiezt. Nach der für mich völlig überraschenden Vertragsverlängerung von Manuel Neuer beim FC Bayern München hat das Medium Twitter mir wieder sein hässliches Gesicht gezeigt. Twitter ist ein Kurznachrichten-Dienst. Das Tolle daran ist: Jeder kann hier seine Meinung kundtun. Es gibt aber auch eine negative Seite: Jeder kann hier seine Meinung kundtun.
Es ist alles noch akzeptabel – naja, persönliche Beleidigungen sind es nicht, wenn Fans ihren Frust ablassen. Aber ein echtes Gräuel sind mir Journalisten, die „hier privat“ twittern. Davon gibt es mittlerweile reichlich und das ist ziemlich problematisch. Ich möchte das am Beispiel von Martin Herms erklären. Herr Herms ist Redakteur der Funke-Media-Gruppe und berichtet dort über Fußball. Er twitterte gestern „privat“:
„Ein (die Verlängerung Neuers) nachvollziehbarer Schritt, die Alexander Nübel ganz schlecht aussehen läßt. Sein „Berater“ durfte sich immerhin die Taschen vollmachen.“
Damit behauptet der Privatmann Martin Herms, Alexander Nübel und mich habe die Verlängerung von Manuel Neuer überrascht. Und er behauptet, der Wechsel habe nur stattgefunden, damit ich mich persönlich daran bereichere. Damit geht einher, daß Alexander Nübel eine irgendwie geartete Marionette von mir ist. Willenlos und dumm.
Wenn also der Privatmann Martin Herms argumentiert wie ein Fan, was ist dann von ihm als Journalist zu halten? Wenn der Privatmann Martin Herms völlig falsche Schlüsse zieht, die er zudem nicht belegen kann, was ist dann von ihm als Journalist zu halten? Wenn der Privatmann Martin Herms seine Meinung twittern muß, heißt es dann im Umkehrschluss, daß er das als Journalist nicht darf? Wie will er Alexander Nübel oder mir demnächst begegnen? Als Privatmann oder als Journalist? Gibt es gar zwei Martin Herms? Wenn der Privatmann Martin Herms dermaßen emotional twittert, was ist dann von ihm als Journalist zu halten?
Ich habe nichts gegen andere Meinungen. Im Gegenteil, sie schärfen die Sinne. Man darf den Wechsel von Alexander Nübel kritisieren. Ob er richtig oder falsch war – das werden Fans oder Berufskritiker zugeben müssen – wird man in ein paar Jahren sehen.
Wenn mir aber Journalisten „privat“ plump persönliche Bereicherung unterstellen, die eigentlich tiefer und fundierter argumentieren müssten, damit habe ich ein Problem. Feige und dumm nenne ich das.