Es gibt Ereignisse, bei denen man noch Jahre später weiß, an welchem Ort man sich befunden hat, als man davon erfuhr. Ich stand vor einer Dortmunder Bar, der „Balke“, als mich Hanno Balitsch anrief und mir vom Tod Robert Enkes berichtete. Hanno war einer der engeren Mitstreiter Enkes gewesen und daher auch hörbar zutiefst erschüttert. Später war er bei der Trauerzeremonie in der AWD-Arena einer der Sargträger. Hanno war da noch keine 30 Jahre alt.
Elf Jahre ist das jetzt her und gerade mir kommt es so vor, als hätte sich nichts geändert. Längst sind verantwortliche Journalisten wieder in den alten Trott verfallen. Schlagwörter wie „Spielermaterial“, „Versager“, „Flops“ sind wieder Standard. Getrieben von der Sucht nach Relevanz geben künstlich geschaffene „Experten“ ihren Senf zu Themen, die sie selbst nur aus den Medien kennen. Und werden wiederum zitiert, womit sich die Medien am Ende selbst ernähren.
Mit der Wirklichkeit und dem täglichen Ablauf der Spieler und Trainer hat das nichts zu tun. Noch nie waren Journalisten und sogenannte „Experten“ so weit vom eigentlichen Sport entfernt wie zur Zeit. Sie wollen es auch gar nicht mehr. Krawall verkauft sich besser und die meisten Medien kämpfen ums Überleben.
Für die Protagonisten heißt das: Nichts oder so wenig wie möglich lesen. Nichts an sich heranlassen. Das ist schwer, wenn man Anfang 20 ist und auch vom privaten Umfeld immer wieder mit Pseudonachrichten konfrontiert wird.
Elf Jahre ist Robert Enke nun tot und damals hat sich die ganze Fußballbranche geschworen, verantwortungsvoller mit den Spielern umzugehen. Davon ist in 2020 nichts, aber auch gar nichts mehr zu spüren.
© Stefan Backs
#takingcareoffootball