Seit drei Jahren arbeitet unsere Agentur mit Trainern. Die Arbeit ist spannend. Sie gewährt neue Einblicke. Zum Beispiel, wie lange ein Trainer-Arbeitstag manchmal dauern kann (bis zu 20 Stunden), wie komplex eine Spielvorbereitung ist oder wie groß Druck und Stress daherkommen.
Trainerwechsel gehören zur Fußball-Bundesliga wie Tore und Tränen. Auch in dieser Saison gab es wieder einige. Damit eins klar ist: Manche Entscheidung gegen den Trainer ist richtig. Alleinschuldig an der Situation, die eine Demission herbeigeführt hat, ist ein Trainer indes nie.
Lucien Favre steht seit Wochen in der Kritik, Niko Kovac mußte schon seinen Hut nehmen. Selbst vor den Branchenriesen Borussia Dortmund und Bayern München machen die sogenannten „Mechanismen der Branche“ nicht halt.
Der Witz dabei ist: Die meisten Kritiker von Außen können nicht im Ansatz fundiert argumentieren. Sie sehen lediglich die Spiele, in ganz seltenen Fällen einzelne Trainingseinheiten. Über die Befindlichkeiten im Verein, über Befindlichkeiten von Sponsoren oder einzelner Spieler wissen sie in der Regel nichts. Auch nicht über die Entscheidungen von Neuzugängen und Kaderzusammenstellung. Schon gar nicht über die zum Teil hochkomplexen taktischen Vorgaben.
Trainer müssen – wie oft auch Spieler – das Schlimmste über sich lesen und hören. Und auch deren Familien bekommen im Alltag die Häme ungefiltert ab.
Man kann natürlich argumentieren: Im Erfolg werden sie ja auch entsprechend gefeiert. Aber genau darum geht es ja. Es gibt kein Abwägen, kein Mittel, es gibt nur hochgejubelt oder niedergemacht. Und schon ein Pfostentreffer, eine Rote Karte oder ein unglückliches Handspiel im Strafraum können das Pendel ausschlagen lassen.
Im Schnitt haben Bundesligatrainer ein „Haltbarkeitsdatum“ von einem Jahr. Das ist eigentlich Wahnsinn. Gerade in puncto Nachhaltigkeit. Die Position des Trainers ist die wichtigste im Verein. Es wird Zeit, dass deren Arbeit differenzierter, fundierter und fairer bewertet wird.
#takingcareoffootball
© Stefan Backs